Donnerstag, 18. März 2010

Noch'n Gedicht

Park Monceau


Hier ist es hübsch. Hier kann ich ruhig träumen.

Hier bin ich Mensch – und nicht nur Zivilist.

Hier darf ich links gehn. Unter grünen Bäumen sagt keine Tafel, was verboten ist.


Ein dicker Kullerball liegt auf dem Rasen.

Ein Vogel zupft an einem hellen Blatt.

Ein kleiner Junge gräbt sich in der Nasen und freut sich, wenn er was gefunden hat.


Es prüfen vier Amerikanerinnen,

ob Cook auch recht hat und hier Bäume stehn.

Paris von außen und Paris von innen:

sie sehen nichts und müssen alles sehn.


Die Kinder lärmen auf den bunten Steinen.

Die Sonne scheint und glitzert auf ein Haus.

Ich sitze still und lasse mich bescheinen und ruh von meinem Vaterlande aus.


Kurt Tucholsky (1890-1935)


veröffentlicht unter dem Pseudonym Theobald Tiger in Die Weltbühne, 15.05.1924, Nr. 20, S. 664,


Park Monceau ist ein Park in Paris

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